11.9.09

Im Rausch des Pechs oder "die Bärenfrage"

"Sometimes you eat the bear (and sometimes the bear eats you)" und wenn man den gestrigen Abend betrachtet wurde da jemand regelrecht vom Bären verschlungen. Es gibt einfach so Phasen, wo alles schief läuft. Wahrscheinlich entstehen diese Momente auch, weil man sich über ein Missgeschick ärgert und dadurch die Konzentration nachlässt. Dann gehört nur noch eine Portion Unglück dazu und man erhält eine ganz schön fragwürdige Serie an Missgeschicken. Ein Beispiel:
Es gibt diese unangenehme Post-Situation, wenn man direkt neben der Bushaltestelle eine Post hat. Man muss einerseits Geld einzahlen und erwartet ein grosses Paket. Deshalb entscheidet man sich zuerst noch im Briefkasten zu Hause nachzusehen ob eine Abholungseinladung darin liegt, um nicht etwa zwei Mal auf die Poststelle gehen zu müssen. Es stellt sich heraus, dass doch keine Abholungseinladung im Briefkasten ist und darf dann nochmals ohne Vorfreude auf ein Paket zurück zur Post. Dies ist eine Alltagssituation und eigentlich noch ziemlich harmlos. Kann halt passieren. Zurück in den eigenen vier Wänden nimmt man sich vor die Wohnung zu putzen. Mit dem Staubsauger gehts am ringsten. Als man den Staubsauger leeren will passier es: Man verheddert sich irgendwie mit dem Deckel des Staubbehälters und Teil des eben zusammengesaugten verteilt sich wieder konzentriert auf dem Parkett. Schiebt man dies noch in die Sparte "Tollpatsch" oder ist es der Beginn einer Serie? Einige Minuten später ist die Antwort da. Es hört nicht auf. Man versucht sein kaputtes iPhone zu reparieren. Ein heikles Unterfangen, das ist klar. Da man jedoch aufgrund einer früheren Ausbildung relativ selbstsicher fühlt, geht man das ganze zügig an. Kurz darauf stellt sich raus, dass man den Klebstreifen für den falschen Zweck verwendet hat. Man sollte damit nämlich nicht das alte Glas entfernen, sondern das neue Glas befestigen. Oh nein, dadurch entstehen weitere Probleme: Das Kabel des alten Displays wird beschädigt und man kann nicht mehr so genau nachvollziehen, wie das nun mit dem neuen Kabel funktionieren soll. Des weiteren geschehen noch ungewöhnlichere Missgeschicke. Beim Versuch das alte Glas versehentlich mit dem Klebestreifen zu entfernen, benutzt man eine harte und glatte Fläche. Der Türrahmen bietet sich optimal an. Doch leider klebt der Klebestreifen ausserordentlich gut und der neue Anstrich des Türrahmens wird beschädigt. Man sitzt dann also fast eine Stunde hinter einem geöffneten iPhone und versucht die drei Kabel des Displays am richtigen Ort zu verkabeln. Nachdem wahrscheinlich schon sämtliche Kontakte durch Berührung zumindest beeinträchtigt wurden, stellt sich heraus, dass der Anschluss des neuen Glases nicht an das Gerät passt. Immerhin ist dies nicht direkt meine Schuld. Doch die "Katastrophe" ist perfekt. Einerseits kann man das Glas nicht mehr zurückschicken, da es sich um eine eher etwas ominöse Firma handelt. Andererseits ist das iPhone so absolut unbrauchbar, obwohl nun ein neues Glas die Oberfläche ziert. Zusammenfassung: Man hat also 80 Franken bezahlt um ein iPhone zu zerstören und zusätzlich die Folgekosten eines neuen Geräts sowie monatelang zwei Abos. Der Abend ist noch nicht gelaufen. In so einem Moment tut das Lied "Silberfische" von Fettes Brot gut. Man ist heute auf ein Mobiltelefon angewiesen und muss sich demnach ein Vorgängermodell aus dem Keller suchen. Logischerweise ist man bereits etwas zerstreut und darf deshalb mindestens fünf mal in den Keller zurück bis das Ladegerät und dazu passende Mobiltelefon zusammengesucht ist. Dummerweise stellt sich heraus, dass auch dies nicht mehr funktioniert. Man benötigt wiederum eine Menge Zeit, bis sich zeigt, dass der Fehler beim falsch montierten Akku liegt. Ein Hoffnungsschimmer von Glück im Unglück? Ach was! Plötzlich schmerzt der Arm. Was ist passiert? Man hat sich mit dem zersplitterten Glas des iPhones geschnitten und nun einen unübersehbaren Kratzer nahe der Schlagader. Ironie des Unglück nennt sich dies wahrscheinlich. Immerhin hat bei der Wäsche, welche im Untergeschoss rotiert, bisher alles einigermassen funktioniert. Beim Bügeln hört dies dann auch auf. Als man zwischendurch das Bügeleisen ausziehe, vergisst man es kurz darauf wieder einzustecken und bügelt den Rest der Kleider mit einem lauwarmen Eisen. Das heisst: Doppelte Arbeit. Als man die letzte Wäsche aus dem Tumbler holt, ist die nicht wie von der Maschine versprochen "bügelfeucht" sondern "scheissfeucht". Den Tumbler nochmals starten und bezahlen mag man jedoch nicht mehr um 23.00 Uhr. Als man endlich die Bügelsession beenden darf und wiederum das Bügeleisen auszieht, verheddert sich das Kabel im Hauptkabel, welches zur Kabelleiste einer Multimediaanlage führt. Das bedeutet, dass drei Festplatten, ein Mac, ein Fernsehgerät, zwei Konsolen, ein Modem, eine Set-Top Box und ein Scanner "schock-ausgeschaltet" werden. Genau das, was heikle elektronische Geräte lieben. Beim Putz der Waschküche will man alles konzentriert und ohne Fehler machen. Doch als man die Schublade der Waschmaschine putzt, färbt sich das Tuch mit einer schleimigen, blauen Flüssigkeit, welche man bestimmt nicht verwendet hat (da man diese Schublade nie verwendet sondern nur trockenen wollte weil sie nass war vom Waschgang). Kein Wunder hat man noch Lust auf einen Mitternachtssnack und macht sich noch ein Teller Pasta. An dieser Stelle sollte es nicht mehr verwundern, dass das Wasser dabei überkocht. Das Sahnehäubchen auf diesem verkohlten Törtchen ist dann ein spontanes Telefonat, das gereizt geführt wird und unschön endet.
Wie auch immer, man freut sich nun darauf wieder den Bären fressen zu dürfen.